Kristina Hänel sieht sich als Löwin. Sie versteht sich als Kämpferin, als Lebensschützerin und wird von anderen als Heldin im Einsatz gegen Ungerechtigkeit gefeiert.
Doch Deutschland wollte ihren Einsatz nicht würdigen und hat ihr im Namen des Volkes eine Strafe von 6.000,- EUR aufgebrummt, was wiederum hohe Wellen im Bundestag schlug und auch noch nicht ausgestanden ist…
Doch der Reihe nach. Worum geht es?
Frau Hänel verdient ihr Geld im ehrbaren Beruf als Allgemeinärztin, und bietet in Ihrem Leistungsspektrum u. a. auch den „Schwangerschaftsabruch“ an. Doch weil gem. §219a Werbung für Abtreibungen nicht zulässig ist, wurde sie von „selbsternannten Lebensschützern“ angezeigt und das Unheil nahm seinen Lauf.
Doch die „Selbsternannten“ haben diesmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht:
„Abtreibungsgegner verdrehen die Realität“
bekennt die Lebensschützerin, welche eine über 30-jährige Expertise im Töten ungeborener Kinder hat – nach allen Regeln der ärztlichen Kunst versteht sich. Denn:
„Zum Lebensschutz gehört für mich alles, was ich als Ärztin tue. Angefangen beim Rettungsdienst über meine Arbeit mit traumatisierten Kindern bis zum Schwangerschaftsabbruch…“ (Hervorhebungen durch uns).
Entsprechend groß war die Empörung über den Erfolg der „Selbsternannten“ – dieser „Realitätsverdreher“ denn die Lebensschützerin Hänel erfuhr über Nacht eine riesige Solidaritätsbekundung. Neben Demonstrationen vor dem Gerichtsgebäude und Unterstützung der Frauen der Evangelischen Kirche fand sie Zuspruch besonders von Vertretern aus der Politik:
Von der LINKEN, wurde sie für ihren Einsatz mit dem Clara-Zetkin-Preis ausgezeichnet. In der Laudatio dazu empört sich eine Vertreterin der „Partei der Gerechtigkeit“, darüber „dass es reicht mit diesem Unrecht“. Und weil die LINKE sich Frau Hänel „zu großem Dank verpflichtet“ fühlt, hat sie, in vorauseilender Erahnung der Dinge die da kommen sollten, zwei Tage vor dem unseligen Richterspruch, einen Gesetzentwurf zur Streichung des §219a eingebracht, damit Lebensschützerinnen wie Frau Hänel ihre Arbeit auf eine solide rechtliche Basis stellen können.
Die Grünen als „Partei für Geringverdiener_innen“ haben sich ebenfalls prompt solidarisch mit der Ärztin gezeigt, aber auch die FDP, so wie die SPD als „Partei der kleinen Leute“. Kurzum, die Mehrheit (!) der deutschen Volksvertreter sah sich veranlasst umgehend entsprechende Gesetzentwürfe einzubringen, und das alles schnell, noch vor dem Zustandekommen der neuen Bundesregierung.
Das nennen wir Einsatz! Vor allem aber einen Riecher für den „linken“ Kairos, jenen richtigen Moment im Leben den es auszunutzen gilt, wie der Spiegel dies treffend feststellte: „Katja Kipping sieht in der aktuellen Lage, in der Deutschland nur eine geschäftsführende Regierung habe und kein Koalitionsvertrag die Akteure binde, eine Chance. ‚Wir könnten wirklich fraktionsübergreifend für eine Streichung des Paragrafen 219a arbeiten.'“
Wer sich die Gesetzentwürfe der LINKEN, Grünen, FDP und SPD zu Gemüte führt, und die Debatte im Bundestag entsprechend verfolgt (stenografischer Bericht hier) wird überwältigt sein von der Solidarität unserer Volksvertreter mit Frau Hänel (Wer hingegen nach Hinweisen auf das „unter dem Schutz der Verfassung stehende“ Leben der Ungeborenen sucht, darf sich verwundert die Augen reiben, denn bis auf eine halbe Silbe bei der FDP wird dies mit keinem Wort erwähnt – gemäß dem Motto „wen kümmert das Geschwätz des Bundesverfassungsgerichtes“).
Aber zurück zu Frau Hänel. Sie sieht dem Politzirkus erwartungsvoll entgegen, denn auf die Frage: „Angenommen, in einem weiteren halben Jahr ist der Paragraf weg. Was dann?“ sie verrät der taz:
„Dann beginnt die inhaltliche Arbeit eigentlich erst. (lacht) Dann können wir aufholen, was wir all die Jahre versäumt haben: dafür sorgen, dass Frauen an verschiedenen Stellen an die Adressen für einen Schwangerschaftsabbruch kommen … Dass der Eingriff Thema in der medizinischen Ausbildung wird… Dann tun wir tatsächlich etwas für den sogenannten Lebensschutz.“
Und bis es so weit ist, ist Frau Hänel als gefragte Rednerin unterwegs, berät junge Frauen in Sachen Abtreibung und lässt sie wissen: „Es gebe keine Studien dazu, dass Abtreibungen an sich psychische Probleme hervorrufen“. Als Ärztin, die sich für das Wohl der Frauen sorgt, weiß sie natürlich wovon sie spricht!
Auf der eigens für Frau Hänel und ihresgleichen eingerichteten Website zur Solidaritätsbekundung werden Erkenntnisse der Expertin veröffentlicht – wie z. B. diese:
„Der Embryo sitzt doch nicht mit Rucksack im Bauch und wartet darauf, herauszuspazieren!“
oder
„Lebensschutz heißt:… sichere Abbrüche“
Was bleibt uns da noch übrig, als uns ebenfalls in den Chor ihrer Unterstützer einzureihen, und zu bekennen:
Vielen Dank, Frau Hänel! Danke dafür, dass sie uns allen die Erkenntnisse Ihrer jahrzehntelangen Arbeit zugänglich machen!
Sie fordern hier „Sprache und Bilder in der Debatte von den Abtreibungsgegnern zurückzuholen“. Weil wir uns zu diesen zählen, möchten wir Ihrer Bitte gerne nachkommen und steuern, als kleinen bescheidenen Beitrag, zwei Bilder für Interessierte bei. Diese mögen dazu beitragen, Ihre als Lebensretterin gewonnen Erkenntnisse zu untermauern: denn in der Tat – in beiden Fällen ohne Rucksack und sicher abgebrochen – wie von Ihnen trefflich festgestellt!
Aber gestatten Sie uns abschließend auch noch eine kleine persönliche Anmerkung: Entgegen Ihrer Annahme haben diese ungeborenen Kinder alle darauf gewartet, herauszuspazieren – sie sind aber von Lebensschützern wie Ihnen daran gehindert worden.
Hier die versprochenen Bilder:


Nachtrag: vom 28.03.2018
In einem Beitrag auf Xing legt Frau Hänel nach und schreibt:
„Die Wissenschaft belegt: Liberale Abtreibungsgesetze schützen Leben.“
vergisst aber zu erwähnen, dass die zitierte Studie ausnahmslos von Abtreibungsbefürwortern finanziert wurde, die nicht mal im Traum daran denken, die Ungeborenen als „Leben“ zu bezeichnen – und sei dies eine Minute vor dem Einsetzen der Geburtswehen!
Und weil die tatsächliche Lebensschützerin fordert:
„Es ist Zeit, Scheindiskussionen zu beenden und uns an die Fakten zu halten. Wer wirklich Leben schützen will, muss Frauen mehr Freiheit geben.“
möchten wir auch bei den reinen Fakten bleiben: Nach den aktuellen Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes werden in Deutschland im Schnitt AN JEDEM TAG ungeborene Kinder im oben abgebildeten Alter von Lebensschützer*innen wie Frau Hänel am Herausspazieren gehindert. 2017 wurden insgesamt 101.209 Abtreibungen gemeldet – davon 654 (!) nach der 22. Schwangerschaftswoche.
Und wäre der Lebensschützerin Hänel am Wohl der Frauen gelegen, hätte sie vielleicht folgende (im Journal of American Physicians and Surgeons veröffentlichte) Studie erwähnt, in der 73,8% der befragten Frauen zugeben, dass ihre Entscheidung abzutreiben nicht ganz frei war… Übertragen auf hiesige Verhältnisse von 2017 wären das 74.692 (!) Frauen die zugegeben hätten, zur Abtreibung gedrängt worden zu sein.
Aber nein, Frau Hänel setzt sich dafür ein, dass Werbung für Abtreibung straffrei wird, dass Frauen (und deren Partner (!)) viel leichter entsprechende Informationen im Internet finden – und die Mehrheit unserer Politiker, sowie die Vertreter einer sich permanent prostituierenden Presse, klatschen Beifall.
„Mundus vult decipi, ergo decipiatur.“